Bahnhof Wettingen
Kreuzungspunkt und Endpunkt
Für ihre neue Linie nach Niederglatt erstellte die Nordostbahn 1876 ein bescheidenes, mittelgrosses Aufnahmegebäude nach dem Muster der Einheitsbahnhöfe an der Strecke Turgi – Koblenz. Von der ursprünglichen Bahnhofanlage blieben bis heute das 1980 renovierte Aufnahmegebäude, ein Güterschuppen sowie eine Remise mit Drehscheibe erhalten.
Bekanntheit erreichte der Bahnhof Wettingen als Endpunkt einer Versuchsstrecke für Bahnbetrieb mit Einphasen-Wechselstrom in den Jahren 1904 bis 1909.
1875, Baubeginn der über Wettingen führenden Linien der NOB und der SNB
1876, Bau der Bahnhofanlage Wettingen mit Aufnahmegebäude, Güterschuppen, Stellwerk, Remisen und Drehscheibe
1877, Eröffnung der Bahnlinie Winterthur – Seebach – Wettingen – Baden Oberstadt - Lenzburg – Zofingen durch die Schweizerische Nationalbahn (SNB) und Baden – Wettingen – Otelfingen Niederglatt – Bülach durch die Nordostbahn (NOB)
1878, Konkurs der SNB und Übernahme durch NOB
1912, Stationserweiterung
1919, Erweiterung der Geleisanlagen
1982, Umbau des Aufnahmegebäudes, Abbruch der Stellwerke, Bau eines neuen Nebengebäudes anstelle der einen Remise
2013, Treppenfreier Zugang zu den Perrons
Zehnder, Carl August: 100 Jahre Bahnhof Wettingen. In: Badener Neujahrsblätter 1977
Versuchsstrecke
Um die Elektrifizierung der Bahn zu fördern, schlug die Maschinenfabrik Oerlikon den SBB vor, die Strecke Seebach – Wettingen auf eigene Rechnung für Einphasen-Wechselstrom zu elektrifizieren. Der von 1904 bis 1909 durchgeführte, international beachtete Versuch bewies die Vorteile gegenüber dem z.B. im Simplontunnel eingesetzten Drehstrom. Das System verbreitete sich rasch und wurde auch bei der weitgehenden Elektrifizierung des Schweizerischen Eisenbahnnetzes nach dem ersten Weltkrieg eingesetzt. Die Fahrleitungen der Versuchsstrecke wurden allerdings 1909 wieder entfernt, erst 1942 erfolgte die Umstellung vom Dampf- auf den elektrischen Betrieb.