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Nordostschweizerische Kraftwerke AG / Axpo

Strom für alle in der Nordostschweiz

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich die Erkenntnis durch, dass die öffentliche Hand einen flächendeckenden Zugang zu elektrischer Energie sicherstellen müsse. Auf Anregung des Aargauer Baudirektors Emil Keller trafen sich Vertreter der nordostschweizer Kantone im Jahr 1910 in Baden. Durch ein gemeinsames Vorgehen, so seine Idee, sollten die Risiken des Baus und Betriebs von Grosskraftwerken und Übertragungs­leitungen gemildert werden. Im Jahre 1914 gründeten die Kantone Zürich, Aargau, Glarus, Zug, Schaffhausen und Thurgau die Nordostschweizerische Kraftwerke AG (NOK). Als erster Schritt wurden die Anlagen der Beznau-Löntsch AG von der privatwirtschaftlichen Motor AG gekauft. Im Anschluss daran baute die NOK eigene Kraftwerke und Übertragungsleitungen, denn der Strombedarf stieg stetig. Die Feinverteilung von Strom blieb Aufgabe von Kantons- und Gemeindewerken. Mit der Marktöffnung für Grosskunden und Wiederverkäufer im Jahr 2009 ging das Liefermonopol der NOK verloren. Seither bewegt sich die auf den Namen Axpo umfirmierte Unternehmensgruppe im freien Markt.
Meilensteine

1910, Erstes Treffen der künftigen NOK-Aktionärskantone. Pro Person werden in der Schweiz erst 300 Kilowattstunden (kWh) Strom genutzt
1914, Gründung der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG
1920, Inbetriebnahme Kraftwerk Eglisau, das erste von den NOK erstellte Werk
1929, Bezug Verwaltungsgebäude an der Parkstrasse in Baden. Die Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden beteiligen sich über ihr Kantonswerk an den NOK
1948, Inbetriebnahme des thermischen Kraftwerks Beznau
1950, Beginn der Beteiligung an grossen alpinen Speicherkraftwerken wie Grande Dixence, Maggia, Hinter- und Vorderrhein
1953, Rheinau-Abstimmung, Anschliessend Bau des Kraftwerks
1969, Inbetriebnahme Beznau I, erstes Kernkraftwerk der Schweiz
1985, Erster Kauf von Bezugsrechten von Französischen Kernkraftwerken
1997, Beginn der schrittweise Übernahme EGL und CKW
2001, Gründung der Axpo Holding. Diverse Gesellschaften werden zusammengefasst und der Name NOK verschwindet.
2009, Verlust Liefermonopol für Strom
2020, Der Strombedarf der Schweiz beträgt mehr als 60 Milliarden kWh, gut 7000 kWh pro Person

Quellen

Axpo Holding: Im Fluss. 100 Jahre Axpo 1914-2014. Baden 2014
Schneider, Steven: Elektrisiert. Geschichte einer Schweiz unter Strom. Hier und Jetzt 2017

Vertiefungs- und Lernmaterial

Gründungsvertrag NOK von 1914 (Bildarchiv Axpo)

Gründung

Der NOK-Gründungsvertrag regelte Bezugs- und Lieferverpflichtungen und die Vergabe von Wassernutzungsrechten. Erst nach rund 100 Jahren wurde er durch die Öffnung des Strommarktes hinfällig und durch andere Regelungen unter den Aktionären ersetzt.

Strom wird knapp

Mit Ausnahme der Krisenjahre um 1930 wuchs die Stromnachfrage in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts rasch, während der beiden Weltkriege oft im zweistelligen Prozentbereich. Trotz des laufenden Ausbaus der Wasserkraftnutzung entstanden insbesondere im Winter Engpässe. Man bewältigte sie nicht nur mit Sparvorschriften des Bundes, die NOK bauten auch ein mit Erdöl betriebenes Kraftwerk in der Beznau im unteren Aaretal.

Wasserkraft und ihre Grenzen

Ab 1945 startete der Bau von grossen Speicherkraftwerken in den Alpen. Eingriffe in die Landschaft oder Umsiedlungen stiessen verschiedentlich auf Widerstand, Projekte mussten aufgegeben oder modifiziert werden. Der Bau des NOK-Kraftwerkes Rheinau war erst nach einem erbittert geführten nationalen Abstimmungskampf möglich.

Eine neue Welt

Mit der Öffnung des Strommarktes im Jahr 2009 fielen die wesentlichsten Bestimmungen des Gründungsvertrages von 1914 weg. Die NOK, in Axpo umbenannt, bewegten sich von da an im freien Markt. Versuche einer stärkeren Bindung an die kantonalen Werke scheiterten, aber es konnten die im Endkundengeschäft tätigen Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) und die im Stromhandel starke Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg (EGL) übernommen werden. Investitionen im In- und Ausland betrafen u.a. Pumpspeicherkraftwerke, ein Erdgaskraftwerk, sowie Solar- und Windkraftanlagen.