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Das Kraftwerk im Bau 1933. Links zwei Wehröffnungen, rechts das Maschinenhaus. Sichtbar sind auch die alte Bahnbrücke mit einem Güterzug und die Holzbrücke Wettingen – Neuenhof.

Limmatkraftwerk Wettingen

Strom für Zürich

Das Kraftwerk Wettingen des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (ewz) ist das leistungsstärkste Wasserkraftwerk an der Limmat. Es nutzt das Gefälle der Limmat vom Auslauf des Kraftwerkes Dietikon bis nach der Limmatschlaufe unterhalb des Klosters Wettingen. 80% der genutzten Flussstrecke liegt im Kanton Aargau. Der technisch und architektonisch moderne Bau aus Beton, Stahl und Glas wurde 1930 bis 1933 erstellt. Das Werk lieferte 1934 35% des Stromverbrauchs der Stadt Zürich, heute noch rund 5%. 2003 bis 2007 wurde es erneuert, automatisiert und dem neuesten Stand von Technik und Gewässerschutz angepasst.
Bemerkungen
Gegenüber der Tafel erweiterte Informationen.
Meilensteine

1916, Erste Studien für ein neues Wasserkraftwerk durch Baufirma Locher + Cie. in Zürich
1929, Konzessionserteilung an die Stadt Zürich durch die Kantone Aargau und Zürich für 80 Jahre ab 1933
1930, Baubeginn des Kraftwerks durch die Firma Locher in Zürich.
1932, Aufstau der Limmat verunreinigt das Grundwasser, so dass die Wasserförderung in der Badener Pumpstation Aue auf unbestimmte Zeit eingestellt wird
1933, lnbetriebnahme des Kraftwerks
2000/2001, Vorzeitige Erneuerung der Konzession, Ablauf im Jahr 2083
2003-2007, Erneuerung der Anlage mit (u.a.) einem Dotierkraftwerk und einer neuen Fischtreppe

Quellen

Killer, Josef: Das neue Kraftwerk Wettingen. In: Badener Neujahrsblätter 1933
Regierungsrat des Kanton Aargau: Wasserrecht Nr. 170, Limmatkraftwerk Wettingen; Erteilung der neuen Konzession; Genehmigung. Botschaft an den Grossen Rat vom 20. September 2000;

Das Wettinger Kraftwerk imponierte durch Grösse, Technik und moderne Architektur. Es inspirierte nach seiner Inbetriebnahme auch einen (unbekannten) Maler zu diesem idealisierten Bild, ganz der Technikbegeisterung der Zeit entsprechend. Originalbild unbekannt.

Strom aus Wasserkraft

Durch das Kraftwerk Wettingen fliesst Wasser aus einem Einzugsgebiet von 2396 km (5,9 % der Fläche der Schweiz). Das Werk nutzt eine Strecke von 9.3 km mit einem Gefälle von (je nach Abflussmenge) 21 bis 23 m. Heute haben die drei Maschinengruppen mit ihren Kaplanturbinen je 8 MW Leistung, das Dotierkraftwerk mit seiner S-Rohrturbine 2,1 MW. Die nutzbare Wassermenge betragt maximal 145 m3/s. Damit werden jährlich rund 140 GWh Strom produziert Das ist mehr Strom als alle anderen 10 Kraftwerke an der Limmat zusammen, etwa 0,30% des Schweizer Wasserkraftstroms oder 0,23% des Landesverbrauchs. Vor allem dank ihrer Wasserkraft erreicht die Schweiz mit gut 60% einen vergleichsweise hohen Anteil an Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Für aktuelle Zahlen der Stromproduktion und des Stromverbrauchs s. Schweizerische Elektrizitätsstatistik.

Baubeginn 1930, Blick flussaufwärts. Bildarchiv EWZ
Stolzer Maschinist bei den Aushubarbeiten für die Zufahrt zur Zentrale. Rechts Pfeiler der Bahnbrücke. Fotoarchiv Wettingen.
Um das Gefälle der anschliessenden Flussschleife zu nutzen, wird das Wasser nach dem Kraftwerk durch einen 400 m langen Stollen geführt. Hier im Bau 1931. Bildarchiv EWZ
Eine der von Escher-Wyss gebauten Hauptturbinen wird 1932 eingefahren. Bildarchiv EWZ
Kontrollraum. Bildarchiv EWZ
Die dauernde Präsenz von Personal erforderte auch den Bau von Wohnhäusern. Im Hintergrund Kloster Wettingen. Stadtarchiv Baden

Kraftwerkbau 1930 - 33 und anschliessender Betrieb

Im Zusammenhang mit dem Bau wurden 4 Industrie-Wasserkraftanlagen stillgelegt: Seidenzwirnerei in Oetwil und Werkanlage im Kessel Spreitenbach (beide eingestaut) sowie die in der Flussschleife gelegenen der Bauwollspinnerei Wettingen und der Weberei in der Damsau.
Die Stauhöhe ist dank der eingeschnittenen Limmat für ein Flusskraftwerk im Schweizer Mittelland recht hoch, zusätzliches Gefälle wird durch den Unterwasserstollen, der eine Flussschleife abschneidet, gewonnen.
Der dauernd besetzter Kontrollraum bedingte den Bau von zwei Reihen-Einfamilienhäusern für Angestellte in der Tradition von Beronullis Gartenstadtsiedlungen durch die Firma Biland +Cie. in Baden.

Querschnitt durch das modernisierte Kraftwerk. Quelle Limmatclübler 3/2017

Modernisierung 2003 bis 2007

Noch vor Ablauf der Konzessionen (2013) wurden die Kraftwerksanlagen umfassend erneuert und automatisiert. Heute wird das Werk zentral von Slls i.D. aus überwacht, so dass eine dauernde Personalpräsenz nicht mehr nötig ist. Die Restwassermenge unterhalb des Kraftwerks wurde deutlich erhöht, um dem Gewässerschutzgesetz von 1992 zu genügen. Um den Energieverlust durch diese Massnahme klein zu halten, wurde ein Dotierkraftwerk eingebaut. Zwei neue, naturnah gestaltete Fischwege beim Dachwehr Damsau und beim Stauwehr steilen die freie Fischwanderung vom Unterwasser in den Stauraum und damit bis in die Sihl und den Zürichsee sicher. Die Limmatschleife unterhalb des Kraftwerks wurde durch Renaturierungen aufgewertet. Das Dach- und das Streichwehr des einstigen Kraftwerks der Weberei Damsau blieben als historische Industriebauten erhalten. Die Wehranlage ist von Wettingen und von Neuenhof her zu Fuss passierbar